Schick´sches Weingut
Der 1725 für die Mainzer Familie Schick errichtete Hof wurde 1906 vom letzten Nachkommen der Familie inklusive der zugehörigen Weinberge der Stadt Mainz vererbt. Die Weinberge werden derzeit vom Weingut Fleischer in Hechtsheim gepachtet und unter dem Namen „Weingut der Stadt Mainz“ vermarktet.
Das Hofgebäude wurde 2018 separat verkauft und dient nach umfassender Restauration heute als privater Wohnsitz.
Das Anwesen ist im Denkmalverzeichnis des Kreises Mainz-Bingen aufgeführt.
Der Hof – auch bekannt unter dem Namen „ehemaliges Weingut der Stadt Mainz“ bzw. „Schick’sches Weingut“ – wurde 1725 für Wendelin Schick aus Mainz erbaut. Er stammte aus einer der angesehensten Mainzer Bürgerfamilien. Zum Gut gehörten neben Weingärten auch Äcker und Baumbestände.
Der ehemalige Dreiseithof bestand aus dem Wohngebäude rechts, den früheren Stallungen links und einer hinten im Hof quer liegenden Scheune (inzwischen abgebrochen). Wohngebäude und Stallungen haben ein Walmdach. Das Wohnhaus steht auf einem Sockel. Das Erdgeschoss wurde massiv errichtet, das darüber liegende Stockwerk erscheint als Fachwerk. Vermutlich hat sich im Wohnhaus auch das Kelterhaus befunden. Unter dem Wohnhaus liegt ein Keller mit Kreuzgewölben. Im Wappenstein über dem Torbogen sind ein Winzermesser und ein Engelskopf zu sehen. Rechts neben dem Torbogen befindet sich ein weiterer Zugang über eine Fußgängerpforte.
Das Anwesen blieb zunächst fast 200 Jahre im Besitz der Familie Schick, bis Joseph Hermann Maximilian Schick, der ohne Nachkommen war, es 1906 der Stadt Mainz vererbte. Ältere Harxheimer wussten zu berichten, dass er das Weingut ursprünglich der Gemeinde Harxheim hinterlassen wollte, diese jedoch aus mehreren Gründen hieran nicht interessiert war. Eine Anekdote besagt, dass Joseph Schick im Testamentsnachtrag sein Hündchen Molly dem damaligen Mainzer Oberbürgermeister Dr. Göttelmann vermachte.
Pfarrer Würth berichtet in der Chronik der evangelischen Gemeinde von einem außerordentlich guten Weinjahr 1911, in dem der Abschluss der Lese mit vielen Umzügen im Ort gefeiert wurde. Den schönsten Umzug soll die Stadt Mainz für ihre Arbeiter im Weingut veranstaltet haben. Sie zogen in farbenprächtigen Kostümen und von Musikern begleitet durch die Gassen. Den Schluss des Umzugs bildete Gott Bacchus hoch zu Wagen, der auf seinem Thron sitzend einen goldenen Pokal schwenkte. Für die Ratsfamilien der Stadt Mainz und den damaligen Oberbürgermeister Göttelmann gab es im Anschluss noch ein Freiessen und Tanz beim Gastwirt Wenderoth im Haus Krone.
Ansicht aus der Obergasse mit Weingut der Stadt Mainz, ca. 1935 (Postkartenausschnitt)
Bildquelle: G. Krämer
Die Stadt Mainz führte das Weingut bis zum Ende des zweiten Weltkriegs selbst bzw. setzte Verwalter ein. Ab 1946 verpachtete sie das Weingut, von 1959 bis 1993 waren Werner und Waltraut Husar die Pächter. Herr Husar war ein äußerst innovativer und qualitätsorientierter Winzer. Aufgrund seiner Verdienste um den Erhalt des Weingutes wurde das Ehepaar 1985 mit dem GROßEN WAPPENSCHILD DER STADT MAINZ ausgezeichnet.
Seit 1994 ist das Weingut an das Weingut Fleischer in Hechtsheim verpachtet. In den Folgejahren wurde der damals sanierungsbedürftige Hof restauriert. Von 1998 bis 2012 erlebte das Anwesen unter dem Gastronomen Frank Brunswick eine neue Blütephase als überregional bekanntes „Restaurant im Weingut der Stadt Mainz“. Nach Auslaufen des Unterpachtvertrages für das Restaurant fand sich jedoch kein neuer Pächter.
2018 wurde der Hof an die jetzigen Eigentümer verkauft, die ihn nach umfassender Sanierung für private Wohnzwecke nutzen.
Quellenangaben:
Cöster, Werner (1995): Weingut der Stadt Mainz. In neuem Glanz unter neuer Führung. Dokumentation 1906 – 1995.
Krienke, Dieter (2011): Verbandsgemeinden Bodenheim, Guntersblum und Nieder-Olm. In: Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz, Direktion Landesdenkmalpflege 18, Kreis Mainz-Bingen (Hrsg.): Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz. Worms.
Reßler, Tanja (2017): Weingut der Stadt Mainz. In: Ortgemeinde Harxheim (Hrsg.): Festbuch 2017. Harxheim. Eintausendzweihundertfünfzig. Selzen. S. 144 – 145.
Würth, Johannes (1909 – 1920): Aufzeichnungen in der Gemeindechronik der evangelischen Gemeinde Harxheim. Archiv der evangelischen Gemeinde Harxheim.