Metzgerei und Wirtschaft Fritzsch
Von Klaus-Werner Fritzsch und Siegfried Schäfer
Ohne Worscht, ohne Woi…. so und nicht anders hätte auch eine Familienhymne der alteingesessenen Metzger-Dynastie Fritzsch lauten können.
Im Jahr 1896 entschlossen sich Philipp Fritzsch und seine Frau Apollonia das schon seit mehreren Jahren betriebene Fleischerhandwerk offiziell bei der Handwerkskammer in Mainz anzumelden.
Der Sitz der Metzgerei und der angeschlossenen Gastwirtschaft befanden sich zunächst im Haus Krone, wo entsprechende Räumlichkeiten angemietet waren.
1904 siedelte der Betrieb in die Obergasse um, Metzgerei und Gastwirtschaft wurden dort weitergeführt. Nach dem Tod des Vaters 1934 übernahm sein älterer Sohn Johann mit seiner Frau Katharina den Betrieb, in dem auch Bruder Josef mitarbeitete. Zusammen bauten sie das Unternehmen bis zum Zweiten Weltkrieg weiter aus. Die Gastwirtschaft genoss in dieser Zeit weit über die Ortgrenzen hinaus einen hervorragenden Ruf. 1932 und 1936 wurden Johanns und Katharinas Söhne Anton, genannt Toni, und Werner geboren. Während des Zweiten Weltkrieges wurden Philipps Söhne Josef und Johann zum Militärdienst eingezogen. Der Gaststättenbetrieb musste aufgrund der Personalnot eingestellt werden. Josef fiel 1945 in Italien. Johann kehrte schwer erkrankt aus Gefangenschaft zurück und verstarb im gleichen Jahr. Katharina führte die Metzgerei durch die Kriegs- und Nachkriegsjahre. Ihr Betrieb firmierte unter „Metzgerei und Gastwirtschaft Johann Fritzsch Witwe“.
Es stand außer Frage, dass Johanns Sohn Toni die Metzgerei fortführen sollte. Von 1946-49 absolvierte er in Hechtsheim eine Fleischerlehre. Sein Bruder Werner folgte ihm und schloss 1953 die Lehre ab.
Ab 1951 lag dann die Leitung der Metzgerei Fritzsch in den Händen von Toni. Parallel wurde in den im Familienbesitz befindlichen Weinbergen der Weinbau forciert, um die eigenen Erzeugnisse in der hauseigenen Gastwirtschaft auszuschenken.
1957 heiratete Toni Fritzsch seine Erika, das Erfolgsteam war am Start. Mit großem Engagement und unermüdlichem Einsatz nahmen Metzgerei und Gastwirtschaft einen steten Aufschwung. Hausmaskenbälle, Knobel- und Skatrunden im „Stübche“ oder das Feiern der Kerb im Fritzsche Hof waren gesellige Höhepunkte. So verfügte die Gaststätte Fritzsch zunächst über das einzige Fernsehgerät im Ort, was zur WM 1954 über Wochen für volles Haus und volle Kasse sorgte. 1960 schloss Toni erfolgreich die Meisterschule ab und drei Jahre später kehrte sein Bruder Werner in den elterlichen Betrieb zurück. Der florierende Metzgereibetrieb forderte allerdings auch seinen Tribut. Der hohe tägliche Arbeitseinsatz in der Metzgerei sowie die zusätzlichen Hausschlachtungen veranlasste die Familie 1965, den Betrieb der Gaststätte aufzugeben – sehr zum Leidwesen der ortsansässigen Bevölkerung.
Eine weitere in der Bahnhofstraße eröffnete Filiale für das erste Harxheimer Neubaugebiet wurde nach sechs Jahren aus Rentabilitätsgründen wieder aufgegeben. Bruder Werner und seine Frau Lilly schieden aus dem Betrieb aus und orientierten sich beruflich neu. Die traditionellen Eigenschlachtungen wurden 1974 eingestellt. Frischfleisch bezog der Betrieb seit diesem Zeitpunkt ausschließlich über den Fleischer-Einkauf Mainz. Auch wurde der Konkurrenzdruck der neu entstehenden Supermärkte zunehmend spürbar. Nach mehr als 40-jähriger Tätigkeit rückte Anfang der neunziger Jahre der Zeitpunkt des wohlverdienten Ruhestandes für Toni und Erika Fritzsch näher und damit auch das Ende eines Traditionsbetriebs. Zum großen Bedauern der Ortsbevölkerung schloss die Metzgerei Fritzsch als einer der ältesten Gewerbebetriebe und zentraler Anlaufpunkt in Harxheims Ortsmitte im April 1994 für immer.
Die Geschiche der Metzgerei Fritzsch ist auch in der zum Abschied verfassten Familienchronik mit Text und Fotos festgehalten.
Metzgermeister Toni Fritzsch 1993
Bildquelle: Klaus-Werner Fritzsch
Quellenangaben:
Zeitzeugeninterviews