Haus Krone
Das Haus Krone – heute im Privatbesitz – blickt auf eine interessante Geschichte zurück. In den ersten Jahrzehnten des vorigen Jahrhunderts befand sich hier eine Gaststätte, die von großer Bedeutung für das gesellschaftliche Leben im Ort war.
Das Anwesen ist im Denkmalverzeichnis des Kreises Mainz-Bingen aufgeführt.
Das Haus Krone in der Gaustraße 19 kommt allein schon durch seine Größe im Straßenbild nachhaltig zur Geltung. Sein Name erklärt sich durch die Krone über der Hofeinfahrt.
Die großzügige dreiflügelige Anlage wurde 1871 über einem barocken Vorgängerbau errichtet und war für Landwirtschaft und Weinbau konzipiert. Das zur Straße ausgerichtete Hauptgebäude mit alten Jalousieklappläden und Walmdach ist einer der früheren Backsteinbauten in der Region. Die Hauseingänge liegen links und rechts in der Toreinfahrt. Links von der Einfahrt befindet sich ein zweischiffiger, über Säulen kreuzgewölbter ehemaliger Viehstall. Im Obergeschoß gab es früher einen großen Saal.
Die Ankerzahlen 1871 am ehemaligen Wirtschaftstrakt belegen das Errichtungsdatum
Bildquelle: Birgit Korte
Rechtwinklig zum Hauptgebäude schließt auf der Nordseite der ebenfalls 1871 errichtete Wirtschaftstrakt mit Kelterhaus und Stallungen an. Ankerzahlen zeigen noch heute das Errichtungsdatum an. Rückwärtig befinden sich eine große Scheune und ein – inzwischen zugemauerter – Zugang zum Keller des Hofes in der Enggasse 1, bekannt als Harxheimer Weinstube. Dieser Hof dürfte ursprünglich als Altenteilerhaus zum Anwesen dazugehört haben. Die ältesten Teile der rückwärtigen Gebäude dürften deutlich älter sein, als der Rest des Hofes. Die Innenräume sind heute weitgehend umgestaltet und dienen als privater Wohnraum.
Das Haus Krone hat eine abwechslungsreiche Geschichte. Es gehörte zunächst der in Harxheim alteingesessenen Familie Happel und wurde von 1896 bis 1904 an die Metzgerfamilie Fritzsch vermietet. Familie Fritzsch setzte danach ihren Betrieb bis Mitte der 1990er Jahre in der Obergasse fort.
1906 kaufte die Familie Wenderoth das Haus Krone und betrieb hier bis in die 1930er Jahre eine Metzgerei und eine Gastwirtschaft. Auf dem schmalen Streifen rechts vom Hauptgebäude gab es damals sogar eine überdachte Kegelbahn. Der ca. 150 qm große und mit einem Podium ausgestattete Saal im Obergeschoß war bekannt als Wenderoths Saal und offensichtlich in dieser Zeit die zentrale Anlaufstelle bei wichtigen örtlichen Ereignissen. So wurden hier zu Beginn des ersten Weltkriegs 1914 die Soldaten vereidigt und nach Kriegsende die Bilder von Kaiser Wilhelm II. und Generalfeldmarschall von Hindenburg von französischen Soldaten von den Wänden gerissen.
1951 tauschte die evangelische Gemeinde den evangelischen Pfarrhof in der Bahnhofstraße 3 gegen das mehr Raum bietende Haus Krone ein. Nun wohnte hier bis 1958 der evangelische Pfarrer, weitere Räume wurden als Kindergarten genutzt. Später war das Haus Krone bis in die 1970er Jahre eine Betriebsstätte für die Bearbeitung von Folien.
1980 kaufte die Verbandsgemeinde Bodenheim das inzwischen ziemlich heruntergekommene Anwesen, sanierte es und baute es in Wohn- und Veranstaltungsräume um. 2005 wurde es an den aktuellen Eigentümer weiterverkauft. Die Gemeinde Harxheim war damals auch an einem Erwerb interessiert. Sie hätte die Räumlichkeiten gerne für Gemeindezwecke genutzt, kam jedoch nicht zum Zug. Stattdessen wurde dann 2019 das neue Gemeindezentrum in der Bahnhofstraße eingeweiht.
Für das Harxheimer Dorfleben ist das Haus Krone dennoch nicht gänzlich verloren gegangen, denn zu bestimmten Anlässen wie z. B. bei Dorffesten öffnet der private Eigentümer dankenswerterweise die Pforten. So findet hier seit 2011 auch regelmäßig an den vier Adventswochenenden der kleine, aber feine Harxheimer Weihnachtsmarkt statt.
Rechts neben dem Haus Krone befindet sich der wohl imposanteste Baum im Ortszentrum, eine über 100 Jahre alte Eiche.
Quellenangaben:
Krämer, Gerhard (2021): Notizen zu Harxheim. Unveröffentlichtes Manuskript.
Krienke, Dieter (2011): Verbandsgemeinden Bodenheim, Guntersblum und Nieder-Olm. In: Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz, Direktion Landesdenkmalpflege 18, Kreis Mainz-Bingen (Hrsg.): Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz. Worms.
Reßler, Tanja (2017): Wirtschaftszentrum „Alt Haschem“. In: Ortgemeinde Harxheim (Hrsg.): Festbuch 2017. Harxheim. Eintausendzweihundertfünfzig. Selzen. S. 129 – 143.