von | Sep. 24, 2022

Harxheimer Gemarkungsgrenzen

Von Gerhard Krämer

Die Harxheimer Gemarkungsgrenzen entstanden schon zur Zeit der fränkischen Landname ab dem 5. Jahrhundert. Ursprünglich bildeten Harxheim und Gau-Bischofsheim eine Gemarkung, die Trennung muss schon sehr früh, nämlich vor dem Jahr 782 erfolgt sein.

Die Gemarkungsgrenzen unserer Heimat entstanden zur Zeit der fränkischen Landname ab dem 5. Jahrhundert. Sie waren erforderlich, um den nach dem Abzug der Römer nachdrängenden Siedlern und Siedlergruppen klar begrenzte Ländereien zuzuweisen. Vorgenommen wurde die Grenzziehung von königlichen Beamten. 1) Dabei wählten die Verantwortlichen ein ziemlich gleiches Maß, das sich in Abhängigkeit von den Geländeverhältnissen und der Zahl der Siedler zwischen 350 und 650 ha bewegte. 2)

Ursprünglich lag die Gemarkungsgröße von Harxheim mit 635 ha an der oberen Grenze dieses Rahmens. Zu einem nicht genau bezifferbaren Zeitpunkt wurde jedoch eine Teilfläche von 284 ha aus dieser „Urgemarkung“ herausgeschnitten; daraus entstand die Gemarkung Gau-Bischofsheim. Da in einer Urkunde aus dem Jahre 782 3) schon von einer Gemarkung „Biscofesheim“ die Rede ist, muss die Trennung zuvor erfolgt sein. Seit der Trennung umfasst die Gemarkung 351,47 ha = 1406 Quadratmeter. 4)

Die Nutzung der Gemarkungsflächen blieb über die Jahrhunderte weitgehend konstant. 1905 waren rd. 272 ha Ackerland, 17 ha Wiesen und 51 ha Weinberge, insgesamt also 340 ha landwirtschaftlich genutzt. Dazu kamen 3 ha Hofreiten und 8 ha sonstige Nutzung. 5) Im Mittelalter gab es westlich an das alte Dorf angrenzend eine etwa 5 ha große Waldfläche. 6)

Erst in den letzten Jahrzehnten hat die Siedlungsfläche deutlich zu- und entsprechend die Landwirtschaftsfläche abgenommen. 2016 war die Siedlungsfläche auf 55 ha angewachsen, die Landwirtschaftsfläche auf 261 ha geschrumpft. 7)

Der Beitrag wurde dem unveröffentlichten Manuskript „Notizen zu Harxheim“, Stand 2021, von Gerhard Krämer entnommen, das der Autor dem HVV freundlicherweise zur Verfügung gestellt hat.

Quellenangaben:

Beitragsquelle: Krämer, Gerhard: „Notizen zu Harxheim“, unveröffentlichtes Manuskript, Stand 2021
Textquellen:

1) Staab, Franz (1975): Untersuchungen zur Gesellschaft am Mittelrhein in der Karolingerzeit. Geschichtliche Landeskunde Band XI. Stuttgart. S. 229 ff.

2) Ratz, Werner (1933): Landschaft und Siedlung im südlichen Rheinhessen. Arbeiten der Anstalt für Hessische Landesforschung. Heft 13. Gießen.

3) Minst, Karl Josef (1970): Lorscher Codex. Band III. UrkNr. 1168.

4) Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz.

5) Brilmayer, Karl Johann (1905): Rheinhessen in Vergangenheit und Gegenwart. Gießen.

6)  – Bernhard, Gerda (1931): Das nördliche Rheinhessen. Gießen. S. 34 und S. 128.
     – Ziehen, Wolfgang (1968): Wald und Steppe in Rheinhessen (Dissertation). Mainz.
     – In vielen alten Besitzurkunden ist die Lagebezeichnung „nach Wald“ angegeben.

7) Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz

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