Archäologische Funde in Harxheim
Harxheim wird zum ersten Mal in der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts urkundlich erwähnt. Archäologische Funde beweisen jedoch, dass in der Harxheimer Gemarkung ebenso wie im übrigen Rheinhessen auch schon viel früher Menschen lebten.
Immer wieder werden in Rheinhessen bei archäologischen Grabungen interessante Entdeckungen gemacht. Das wirft die Frage auf, ob es auch in der Harxheimer Gemarkung schon spannende Funde gegeben hat.
Eine moderne archäologische Ausgrabung hat in Harxheim leider noch nie stattgefunden. Es sind auch nur vergleichsweise wenige archäologische Fundstellen in der Harxheimer Gemarkung dokumentiert, wie eine Nachfrage bei der Direktion Landesarchäologie in Mainz ergab.
Die ältesten Funde in Harxheim stammen aus der Eisenzeit, die im nördlichen Mitteleuropa um rund 750 v. Christus begann. Nach einem Bericht der Bodendenkmalpflege von 1980 1) wurden in einem Fernleitungsgraben am Südrand des Ortes zwei aus der Eisenzeit stammende, dicht nebeneinander liegende Trichtergrubenreste von 40 cm Tiefe und einem Durchmesser von jeweils 1,5 – 2 m gefunden. Es konnten jedoch nur Krümel von Hüttenlehm geborgen werden.
Weitere Funde stammen aus der Latènezeit (vorrömische Eisenzeit, ca. 450 v. Chr. bis zu Christus Geburt). Die Mainzer Zeitschrift berichtet in ihrer Ausgabe von 1915 von der Aufdeckung eines Latènegrabes in einer Mulde nördlich von Harxheim. Das Grab enthielt Teile eines Skeletts, um die Schienbeine lagen bronzene Pufferringe. Anfang der 1970er Jahre wurden Reste eines mittellatènezeitlichen Grabes in der Bahnhofstraße 83 entdeckt. Neben Flaschenscherben wurden ein eisernes Langschwert und eine eiserne Lanzenspitze geborgen 2).
Bis ca. 460 n . Chr. und damit fast 500 Jahre gehörte Mainz und damit auch Rheinhessen zum römischen Reich und die Römer haben in unserer Region zahlreiche Spuren hinterlassen. Im gesamten ländlichen Raum Rheinhessens gab es Gutshöfe, sogenannte villae rusticae. Diese bestanden typischerweise aus einem Herrenhaus, Nebengebäuden sowie Hof- und Wirtschaftsflächen und waren mit einer Stichstraße an eine Durchgangsstraße angebunden. In der Bodenheimer Gemarkung scheint es mindestens drei solcher Landgüter gegeben zu haben 3), in der Ebersheimer Gemarkung konnten bisher zwei villae rusticae nachgewiesen werden 4). Es ist also gut möglich, dass auch im näheren Umfeld des heutigen Harxheim eine villa rustica bestanden hat. Ein Indiz hierfür sind Scherbenfunde aus der mittleren Kaiserzeit (117 – 284 n. Chr.), die ebenfalls aus dem am südlichen Ortsrand gelegenen Fernleitungsgraben stammen 5). Überreste eines dazugehörigen Gutshofes wurden bisher jedoch nicht entdeckt.
Informationen zu einem sehr interessanten Fund aus der Römerzeit finden sich im Jahrbuch des Vereins von Alterthumsfreunden im Rheinlande von 1850 6). Frau Sibylla Mertens-Schaaffhausen, sachkundige Sammlerin von archäologischen Funden, berichtet vom Ankauf eines Gefäßes aus gebranntem Ton, das 1846 in den Harxheimer Weinbergen zusammen mit drei bezeichneten römischen Ziegeln (LEG XXII) und römischen Bronze- und Silbermünzen gefunden wurde. Die Sammlerin datiert den Fund auf die Zeit vor 260 n. Chr. Im Gefäß befand sich überaschenderweise eine kleine indische Bronzefigur. Reliefartige Darstellungen auf dem Gefäß zeigen Symbole unterschiedlichster weltweiter Regionen und Kulturen. So gibt der Fund Rätsel auf. Bedauerlicherweise ist nicht bekannt, ob aus ihm später noch weitere Erkenntnisse abgeleitet werden konnten.
Im Lauf des 5. Jahrhunderts n. Chr. lösten die Franken die Römer in der Herrschaft ab. Auch sie hinterließen vielfältige Spuren in unserer Region. 1953 wurde in Harxheim bei einem Aushub ein fränkisches Gräberfeld am südlichen Ortsausgang östlich der L425 entdeckt, das auf das 6. – 7. Jahrhundert n. Chr. datiert wurde. Man fand verschiedene Grabbeigaben, darunter eine bronzene Kanne, eine Lanzenspitze und eine Axt 7).
Anlage 1 Achräologische Funde in Harxheim
Quelle: Jahrbuch des Vereins von Alterthumsfreunden im Rheinlande von 1850
Quellenangaben:
) Stümpel, Bernhard (1985): Bericht der Bodendenkmalpflege Mainz für 1980. In: Mainzer Zeitschrift. Mittelrheinisches Jahrbuch für Archäologie, Kunst und Geschichte. Jahrgang 79/80. Mainz. S. 260.
2) Stümpel, Bernhard (1974): Bericht des staatlichen Amtes für Vor- und Frühgeschichte Mainz für die Zeit vom 1. Januar 1970 bis 31. Dezember 1971. In: Mainzer Zeitschrift. Mittelrheinisches Jahrbuch für Archäologie, Geschichte und Kunst. Jahrgang 69. Mainz. S. 238f.
3) Rupprecht, Gerd (2003): Die römische Epoche. In: Bernhard Marschall (Hrsg.): 1250 Jahre Albansgemeinde Bodenheim. Beiträge zur Vergangenheit und Gegenwart. Alzey. S. 25 – 27.
4) Knöchlein, Ronald (2007): Ebersheim: von der frühesten Besiedlung bis in die fränkische Zeit. In: Generaldirektion Kulturelles Erbe. Direktion Archäologie (Hrsg.): Archäologische Ortsbetrachtungen. Band 10. Mainz. S. 27
5) Stümpel, Bernhard (1985): Bericht der Bodendenkmalpflege Mainz für 1980. In: Mainzer Zeitschrift. Mittelrheinisches Jahrbuch für Archäologie, Kunst und Geschichte. Jahrgang 79/80. Mainz. S. 262.
6) Mertens-Schaaffhausen, Sibylla (1850): Übersicht über die neuesten antiquarischen Erwerbungen der Frau Sibylla Mertens-Schaaffhausen. In: Jahrbücher des Vereins von Alterthumsfreunden im Rheinlande. Band XV. Bonn. S. 136 – 142.
7) Schermer, Heinz; Stümpel, Bernhard (1955): Bericht der rheinhessischen Bodendenkmalpflege für die Zeit vom 1. April 1953 bis zum 31. März 1954. In: Mainzer Zeitschrift. Mittelrheinisches Jahrbuch für Archäologie, Kunst und Geschichte. Jahrgang 50. Mainz. S. 116.