Das Harxheimer Weinhöfefest
Das Harxheimer Weinhöfefest wurde erstmals 1980 gefeiert und hat sich schnell zum wichtigsten Fest im Ort entwickelt. Seit 2014 trägt es das Gütesiegel „Rheinhessen AUSGEZEICHNET“. Mit Ausnahme des Corona-Jahres 2020 wurde seitdem in jedem Jahr eine neue Weinprinzessin gekürt. Harxheim kann damit eine rekordverdächtige Anzahl von Weinprinzessinnen vorweisen.
Fröhlich sein in Harxheim beim Wein“ – das ist das Motto des weit über Harxheim hinaus bekannten und beliebten Harxheimer Weinhöfefestes. Es wurde 1980 erstmals begangen und hat sich schnell zum wichtigsten Fest im Ort entwickelt. Gefeiert wird immer am vorletzten Wochenende im August. Seit seinem Bestehen verzeichnete das Weinhöfefest rund 1 Million Gäste und ist damit ein wahrer Besuchermagnet. Seit 2014 trägt es das Gütesiegel „Rheinhessen AUSGEZEICHNET“.
Das Weinhöfefest wird vom Harxheimer Heimat- und Verkehrsverein e.V. (HVV) veranstaltet, der sich 1978 – zunächst als Ortsarbeitsgruppe des Verkehrsvereins der Verbandsgemeinde – formierte. 1988 ging aus der Arbeitsgruppe der heutige Verein hervor. Auch der Bauern- und Winzerverband machte sich Anfang 1980 im Gespräch mit der Gemeinde dafür stark, ein Weinfest ins Leben zu rufen. So wurde im Februar 1980 beschlossen, vom 22. – 24. August 1980 das erste Weinhöfefest in Harxheim zu feiern. Fünf Winzer (Lambinet-Grünig, Martin Kerz, Peter Lotz, Ludwig Roßbach, Walter Schickert) hatten beim ersten Mal ihre Tore geöffnet. Auch die Männergymnastik des örtlichen Sportvereins SG 03 Harxheim e. V. schloss sich als willkommene Bereicherung an. Schon seit vielen Jahren hat sie ihren Stand im wunderschönen Hof des Hauses Imbusch in der Untergasse 18.
Bei jeder Eröffnungsfeier dabei: Tanz- und Trachtengruppe Harxheim, hier im Jahr 2004
Bild: HVV-Harxheim
Viele Elemente der Veranstaltung sind 1980 spontan entstanden und haben sich seitdem bewährt. Neben dem Festmotto zählt hierzu der Name „Harxheimer Weinhöfefest“, der von Werner Husar vorgeschlagen wurde und auf die offenen Höfe verweist.
Seit 1980 in jedem Jahr eine neue Weinprinzessin
Walter Schickert hatte zum ersten Weinhöfefest die Idee, eine Weinprinzessin zu küren. Erste Harxheimer Weinprinzessin wurde Astrid Kerz (Astrid I). Seitdem hat es in Harxheim mit einer Ausnahme in jedem Jahr eine neue Weinprinzessin gegeben (Weinprinzessin Mirjam I. blieb Corona-bedingt nach ihrer Einführung im August 2019 für zwei Jahre im Amt). So kann unser Ort inzwischen mehr als 40 Weinprinzessinnen vorweisen und dürfte in dieser Hinsicht rekordverdächtig sein.
Die Harxheimer Weinprinzessin Mirjam I. mit einem Großteil der ehemalligen Harxheimer Weinmajestäten beim Weinhöfefest-Jubiläum 2019
Bild: HVV-Harxheim
Die jeweilige Weinprinzessin wird traditionsgemäß nicht von einem Gremium gewählt, sondern von zumeist nur zwei Personen ausgesucht. Damit ist es in jedem Jahr bis zur Eröffnungsfeier ein sehr gut gehütetes Geheimnis, welche junge Dame die neue Weinprinzessin wird.
Im Amtsjahr ist es die Aufgabe der Weinprinzessin, den Harxheimer Wein sowohl im Ort als auch bei auswärtigen Veranstaltungen charmant und sachkundig zu repräsentieren. Hierfür muss sie nicht unbedingt aus einem Weingut stammen, sollte jedoch Interesse und Freude für das Thema Wein mitbringen. Als gute Quelle für Prinzessinnennachwuchs hat sich bisher die Harxheimer Tanz- und Trachtengruppe erwiesen; die meisten Prinzessinnen haben hier mitgetanzt.
Aus einfachen Anfängen heraus haben sich die Vorbereitung der Prinzessin auf ihr neues Amt und auch ihre Ausstattung inzwischen deutlich verbessert. Die erste Harxheimer Weinprinzessin Astrid I (Kerz) hatte ihr Krönchen noch beim Mainzer Fassnachtsausstatter Jacques Hermann besorgt. Nun ziert ein silberner Haarreif, der jedes Jahr weitergegeben wird, die Weinmajestät. Ein Rhetorikkurs vor Amtsantritt ist ebenso selbstverständlich wie professionell gestaltete Autogrammkarten, eine eigene Internet-Adresse und ein eigens aufgelegter Prinzessinnenwein.
Wenn die junge Prinzessin nach Ablauf ihres Amtsjahrs in Harxheim die majestätische Karriere fortsetzen möchte, kann sie sich für das Folgejahr als Rheinhessische Weinmajestät bewerben. So ist Harxheim stolz auf Simone Reßler, die rheinhessische Weinkönigin des Jahres 2000, sowie auf mehrere rheinhessische Weinprinzessinnen: Petra Happel (1995), Carmen Jung (1997), Susanne Witt (2000), Claudia Ackermann (2005), Jennifer Ackermann (2011), Lena Kessel (2012) und Mirjam Bäßler (2021).
Das Festglas: Vom Säntisbecher zum Kelchglas
Eine eigene Geschichte haben die Festgläser. Sie werden jedes Jahr zum Fest verkauft, um einen Teil der Kosten zu decken. Der Ausschank erfolgt daher nur mit einem „gültigen“ Festglas. Bis 2002 kamen 0,1 l fassende Säntisbecher zum Einsatz, ab 1995 liefen sie nach oben konisch auseinander. Diese Becher konnte man praktischerweise in einen um den Hals baumelnden Trinkglashalter stecken. So hatte man beim Schlendern über das Fest beide Hände frei. Von 1980 – 1982 waren die Gläser mit einem eigens für das Weinhöfefest geschaffenen Emblem bedruckt, das u.a. das Festmotto enthielt. Von 1983 – 1993 zierten jährlich neue, von Siegfried Schäfer gezeichnete Ortsansichten das Festglas. Danach wurden im Wechsel die teilnehmenden Weingüter dargestellt.
Ab 2003 kam ein Kelchglas zum Einsatz. Auf ihm war in den ersten Jahren das Festemblem abgebildet, später erschien das Ortswappen in Kombination mit dem Text „Harxheim“ und darunter „Weinhöfefest“. Das Kelchglas war natürlich eleganter, der bisher genutzte Trinkglashalter war jedoch damit passé. Ein Trinkglashalter für ein Kelchglas konnte sich bisher trotz einiger Versuche noch nicht durchsetzen. 2016 erfolgte – auch in Umsetzung der Vorgaben von Rheinhessen Marketing – der Wechsel auf ein höheres Kelchglas. Auf ihm sind das Ortswappen und das Festmotto zu sehen. Viele Harxheimer Festgänger, die das Fest seit Jahren besuchen, werden noch Gläser aus allen Jahrzehnten als schöne Erinnerung und auch für die private Nutzung im Schrank stehen haben.
Unvergessen: Ballonglühen beim Weinhöfefest
Zu den Höhepunkten des Festes zählten bis 2010 die von Harxheim aus startenden Heißluftballone. Die damals im Ort ansässige Freiballon-Sportschule A. u. R. Mathes organisierte dieses Ereignis und holte in jedem Jahr Ballonfahrer aus Deutschland, Europa und sogar den USA nach Harxheim. Jede Weinprinzessin wurde nach ihrer Krönung zu einer Ballonfahrt eingeladen. Auch andere prominente Gäste fuhren während der Festtage mit, darunter der Mainzer Kardinal Karl Lehmann und Claus Kleber, bis 2021 Chef-Moderator des ZDF-heute-Journals. Unvergessen ist auch das Ballonglühen, das bei geeigneten Wetterverhältnissen in der Dämmerung stattfand.
2019 wurde das 40. Weinhöfefest gefeiert. Zu diesem Jubiläum haben die Organisatoren Bilder aus 40 Jahren Weinhöfefest zusammengetragen und in einer non-stop-Show auf einer großen Leinwand am Platz an der Waage gezeigt. Dies war eine viel genutzte und schöne Gelegenheit, gemeinsam zurückzublicken.
Video anlässlich des 40ten Harxheimer Weinhöfefestes
Quelle: HVV-Harxheim
Autocorso (fast) aller Harxheimer Weinprinzessinnen durch die Untergasse beim 40. Weinhöfefest 2019
Bild: HVV-Harxheim
Einen weiteren Höhepunkt bildete der sonntägliche Cabriolet-Corso fast aller bisherigen Weinprinzessinnen durch den historischen Ortskern.
Die Erfolge haben dazu angespornt, das Fest zeitgemäß weiterzuentwickeln. So sind im Laufe der Jahre z. B. das Höhenfeuerwerk am Eröffnungsabend und die Nacht der 2500 Lichter am Sonntagabend hinzugekommen. Seit 2018 verschönert eine neue Lichterkette das gesamte Ortszentrum und trägt zum „Wohlfühl“-Ambiente bei.
Quellenangaben:
Becker, Wolfgang (2017): Harxheimer Weinhöfefest. In: Ortgemeinde Harxheim (Hrsg.): Festbuch 2017. Harxheim. Eintausendzweihundertfünfzig. Selzen. S. 175 – 176.
20 Jahre Weinhöfefest. 1999. Festschrift. Harxheim.