Jüdisches Leben in Harxheim: Weitere jüdische Personen
Nach Recherchen von Rüdiger Gottwald bewohnten die jüdischen Familien Sommer und Goldschmitt zu Ende des 19. bzw. in den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts nacheinander ein kleines Haus in der Gaustraße 5 in Harxheim. Alle Personen waren bereits weit vor 1933 wieder verzogen. Über ihre Zeit in Harxheim sind keine weiteren Details bekannt. Das Gebäude in der Gaustraße 5 wurde zu Beginn der 1950er Jahre abgerissen.
Sommer, Louis/Ludwig
Ludwig Sommer, (Geburtsdatum unbek.) war mit der Harxheimerin Barbara Mayer (*19.12.1851 – unbek.) verheiratet. Aus der Ehe gingen die Kinder Joseph, Berta, Sophie, Martha und der nach wenigen Monaten verstorbene Moritz hervor. Alle Kinder wurden in Harxheim geboren. Die Familie Sommer wohnte zwischen 1890 und 1897 in der Gaustraße 5. 1)
Sommer, Joseph
Joseph, geboren am 20.11.1890, war später wohnhaft in Bad Neustadt, ab 1938 in Frankfurt. Er wurde von dort am 15.09.1942 nach Theresienstadt deportiert, ermordet am 23.01.1943 in Auschwitz. 1) 3) 4)
Sommer, Berta
Geboren am 09.11.1892; keine weiteren Angaben vorhanden. 1)
Sommer, Sophie
Sophie, geboren am 25.11.1894, verzog nach Frankfurt. Sie heiratete 1929 den aus Laboe stammenden Georg Cohn (* 19.09.1891). Beide wurden am 08.05.1942 in Izbica, Lubelskie, Polen, ermordet. 1) 2) 4) 8)
Sommer, Martha und verheiratete Sommer
Martha wurde am 23.02.1898 geboren. Von Beruf war sie Buchhalterin. Sie wohnte in Frankfurt. Die Heirat mit dem Zuschneider Adolph Abraham Sommer (*19.12.1901 in Frankfurt/M.) fand am 26.08.1924 statt. Beide wurden von Frankfurt aus am 20.10.1941 ins das Ghetto nach Litzmannstadt (Lodz) deportiert. 1) 2) 4)
Goldschmitt, Julius
Julius, geboren am 06.08.1889 in Ebersheim, war Sohn des Viehhändlers und Metzgermeisters Isaak Goldschmitt (*06.10.1855 in Ebersheim – 14.01.1941 in Mainz) und seiner ersten Ehefrau Philipine Löwenthal (*08.06.1856 – unbek.). Er lebte vermutlich seit 1897 mit seinem Vater und der Stiefmutter in Harxheim in der Gaustraße 5. Julius war Soldat im Ersten Weltkrieg. Er fiel am 02.04.1918. Sein Name findet sich auf dem Ehrenmal für die Gefallenen des Ersten und Zweiten Weltkriegs auf dem Harxheimer Friedhof. 5)
Goldschmitt, Therese und verheiratete Güttner
Therese war die Tochter aus der zweiten Ehe von Isaak Goldschmitt mit Charlotte Koch und wurde am 06.03.1898 in Harxheim geboren. Sie wohnte später in München. Sie war mit dem Dekorationsmaler Bruno V. R. Güttner verheiratet. Die Ehe wurde 1938 geschieden. 1) 4) 6) 7)
Portrait von Therese Güttner, geb. Goldschmitt
Ruth Gisela Esther Güttner
Therese Güttner wurde zusammen mit Tochter Ruth Gisela Esther Güttner (*22.03.1927 in München) am 20.11.1941 von München nach Kowno (Kaunas) in Litauen deportiert. Dort wurden beide Frauen am 25.11.1941 ermordet. 4) 6)
Portrait von Ruth Gisela Esther Güttner
Quellenangaben:
1) Archiv der Verbandsgemeinde Bodenheim; Personenstandsregister der Mairie Harxheim-Gau-Bischofsheim.
2) Stadtarchiv Frankfurt/M., Standesamtsregister.
3) Stadtarchiv Bad Neustadt a. d. Saale.
4) Das Gedenkbuch des Bundesarchives für die Opfer der nationalsozialistischen Judenverfolgung in Deutschland (1933-1945).
5) Stadtarchiv Mainz, Standesamtsregister Ebersheim und Mainz.
6) Biographischer Gedenkbuch der Münchner Juden.
7) Stadtarchiv München, Meldeamtsakten.
8) www.search-ancestry.de