by | Dec 9, 2022

Happel Estate and Wine Farm

Im stattlichen Hof in der Obergasse 1 befanden sich bis zu Beginn der 1970er Jahre der landwirtschaftliche Betrieb und das Weingut von Albert Happel.

Im dem für Rheinhessen typischen Mischbetrieb herrschte in früheren Zeiten reges Leben, denn hier gab es Kühe, Schweine, Pferde und Hühner. In den Scheunen lagerte das Korn und im Weinkeller reifte der Wein in großen Holzfässern.

Blick vom Hof auf die Obergasse in 1914, hinter dem Pferdegespann steht der nicht mehr existierende Schweinestall

Bildquelle: Dr. Günter Happel

In der Obergasse 1 befanden sich früher der landwirtschaftliche Mischbetrieb und das Weingut eines Zweiges der alteingesessenen Harxheimer Winzerfamilie Happel. Das Anwesen wurde um 1890 von Johann Georg Happel III gekauft. Zuvor waren er und seine Familie im Haus Krone in der Gaustraße ansässig, das später zunächst vermietet und schließlich 1906 verkauft wurde. Johann Georg Happel verstarb bereits jung im Jahr 1899 und seine Frau Johanna und später ihr Sohn Albert führten das Weingut weiter.

Jahreszahl 1737 oder 1787 mit Initialen IBG oder ICD am Eingang zum Weinkeller

Bildquelle: Birgit Korte

In den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts wurden Umbaumaßnahmen vorgenommen. Im Weinkeller findet sich im Deckengewölbe ein Stein mit den Initialen J. G. H. und der Jahreszahl 1909. Im Zugang zum Keller steht allerdings die ältere Jahreszahl 1737 oder 1787 mit den Initialen IGB oder IGC, ein Hinweis auf einen früheren Besitzer. Demnach könnte der ursprüngliche Keller zu Beginn des 20. Jahrhunderts renoviert oder ausgebaut worden sein. Das Wohnhaus an der Ecke von Obergasse und Mainzer Straße entstand 1911 in seiner heutigen Form.

Wohnhaus Obergasse 1 von der Giebelseite Ende der 1940er Jahre

Bildquelle: Dr. Günter Happel

Ebersheimer Dreschmaschine; die Dreschmaschine im Hintergrund wurde über einen Transmissionsriemen von dem Traktor im Vordergrund angetrieben

Bildquelle: Wolfgang Ackermann

Neben dem Wohnhaus verfügte das Anwesen über zahlreiche Wirtschaftsgebäude. Im Hof in der Obergasse gab es vorne links einen Schweinestall, dahinter lagen Mistkaut und Puddelkaut (Misthaufen und Jauchegrube). In der Scheune links vom Hof wurden die Getreidegarben eingelagert und im frühen Winter – nach Beendigung der Weinlese – gedroschen. Das Roggenkorn wurde mit der Hand (Dreschflegel) aus den Ähren gelöst, um die Halme für das Binden der Reben im folgenden Jahr zu erhalten. Die übrigen Getreidesorten wurden durch eine Dreschmaschine im Lohnverfahren gedroschen.

In den rückwärtig im Hof gelegenen Wirtschaftsgebäuden befanden sich ein großer Kuhstall und ein Pferdestall sowie weitere Räume zur Lagerung von Feldfrüchten und Viehfutter. In der Mainzer Straße schließt sich nördlich an das Wohnhaus das frühere Kelterhaus an. Hier wurden auch die neuen Weine abgefüllt. Unter diesem Gebäudeteil liegt der frühere Weinkeller. Im ersten Stock über dem Kelterhaus wurde das gedroschene Korn getrocknet und gelagert, bevor es nach Mommenheim in die Mühle kam.

Weinkeller des früheren Weinguts Albert Happel

Bildquelle: Birgit Korte

Teile der früheren Transmissionsanlage im Wirtschaftstrakt

Bildquelle: Birgit Korte

In den rückwärtig im Hof gelegenen Wirtschaftsgebäuden sind noch wesentliche Teile einer Transmissionsanlage erhalten geblieben, die aus der Zeit des frühen 20. Jahrhunderts stammen dürfte. Mit einer solchen Anlage konnten über einen zentralen Motor über Lederbandriemen unterschiedliche Maschinen einzeln oder parallel angetrieben werden, die über keinen eigenen Antrieb verfügten. Die Kraft des Transmissionsmotors (schwarzer Kasten Bildmitte unten, elektrischer Antrieb) wurde über einen Transmissionsriemen auf das große Rad und die quer verlaufende schwarze Welle übertragen. Die daraufhin rotierende Welle hat über weitere Transmissionsräder und entsprechende Riemen ihrerseits wiederum Maschinen, z. B. einen Rübenschnitzler, eine Kreissäge oder die Jauchepumpe, angetrieben.

Der stattliche Hof hat seinerzeit zu den großen landwirtschaftlichen Betrieben in Harxheim gehört. So wird er auch in den von Pfarrer Würth zwischen 1909 und 1920 getätigten Aufzeichnungen in der evangelischen Gemeindechronik mehrfach erwähnt. Im ersten Weltkrieg wurden hier – wie auch in anderen Höfen in Harxheim – russische Kriegsgefangene zur Arbeit eingesetzt. After the end of the war, the French officers appreciated the prestigious space in the residence and used the dining room for their soups.

Inzwischen ist das landwirtschaftliche Leben auf dem Hof erloschen. Das Weingut wurde zu Beginn der 1970er Jahre verpachtet. Um die Jahrtausendwende wurden ein Teil des Wohngebäudes und der Wirtschaftsgebäude zu Wohnzwecken liebevoll um- und ausgebaut.

Andere Zeiten, andere Sitten: im Hof aufgebahrter Sarg von Johanna Happel im Mai 1940

Bildquelle: Dr. Günter Happel

References:

Gespräche mit Dr. Günter und Sigrid Happel

More contributions

The war memorial – memorial column in memory of the Franco-Prussian War of 1870/71

Based on research by Franz GötzOn the north side of the Lutheran church there is a war memorial in memory...
Read More

Lambinet family in Harxheim

The farms in Untergasse 21 and Untergasse 18 are closely linked to the history of the Lambinet family in Harxheim....
Read More

Bakery Darmstadt

Until 1969, the Darmstadt bakery, one of the two bakeries in Harxheim, was located at Obergasse 25. Besides the bakery,...
Read More

Forstbaumscher Hof

The Forstbaumsche Hof is the only building with a stately character in Harxheim. Its name is derived from the However,...
Read More

Schick´sches Weingut

The farm, built in 1725 for the Schick family from Mainz, was bequeathed to the city of Mainz in 1906...
Read More

Happel Estate and Wine Farm

Im stattlichen Hof in der Obergasse 1 befanden sich bis zu Beginn der 1970er Jahre der landwirtschaftliche Betrieb und das...
Read More

The tube well

The Harxheim tube well is an integral part of the old village center and used to be the village well....
Read More

Old town hall

The former seat of the local administration is affectionately called Old Town Hall by the people of Harxheim. The local...
Read More

Former estate and wine farm Rösch

The large brick-built courtyard complex at Mainzer Straße 1 impresses with its closed and originally preserved appearance. The estate has...
Read More

The Gaustraße

Today, the state road L425 runs through Harxheim. It corresponds in large parts to the Gaustraße built from 1826 -...
Read More

Bakery Böhm

The well-preserved courtyard housed the bakery of the Böhm family until the end of the 1960s. Moreover, from 1909 to...
Read More

Messigny-et-Vantoux Square

The communities of Harxheim and Messigny-et-Ventoux in Burgundy have been linked by a partnership since 1982. The Messigny-et-Ventoux square received...
Read More

Historic Lotz Winery

By Tanja Reßler and Siegfried SchäferNestled between Obergasse and Untergasse and bordered by the bowling alley, lies the stately home...
Read More

The cornerstone

Wheel deflectors to protect the corners of buildings and gateways were already used by the ancient Romans. Two copies have...
Read More

House Krone

The Krone House - today privately owned - looks back on an interesting history. In the first decades of the...
Read More

The Catholic Church in Harxheim

After the end of the simultaneity in 1869, the Catholics built their own church directly opposite the Protestant church in...
Read More

The stained glass windows of the Protestant church

The beautiful and artistically valuable stained glass windows on the sides of the nave of the Protestant church were designed...
Read More

The bells of the evangelical church

The present bells of the Lutheran church date back to 1955. Previously, the fate of the church bells was strongly...
Read More

The Protestant Church in Harxheim

The Protestant church in Harxheim dates back to 1873. However, many centuries before that, a Christian church stood on this...
Read More

Former evangelical vicarage

Until the beginning of the 1950s, the Lutheran parsonage was located at Bahnhofstraße 3. The present building was erected in...
Read More