Happel Estate and Wine Farm
Im stattlichen Hof in der Obergasse 1 befanden sich bis zu Beginn der 1970er Jahre der landwirtschaftliche Betrieb und das Weingut von Albert Happel.
Im dem für Rheinhessen typischen Mischbetrieb herrschte in früheren Zeiten reges Leben, denn hier gab es Kühe, Schweine, Pferde und Hühner. In den Scheunen lagerte das Korn und im Weinkeller reifte der Wein in großen Holzfässern.
In der Obergasse 1 befanden sich früher der landwirtschaftliche Mischbetrieb und das Weingut eines Zweiges der alteingesessenen Harxheimer Winzerfamilie Happel. Das Anwesen wurde um 1890 von Johann Georg Happel III gekauft. Zuvor waren er und seine Familie im Haus Krone in der Gaustraße ansässig, das später zunächst vermietet und schließlich 1906 verkauft wurde. Johann Georg Happel verstarb bereits jung im Jahr 1899 und seine Frau Johanna und später ihr Sohn Albert führten das Weingut weiter.
Jahreszahl 1737 oder 1787 mit Initialen IBG oder ICD am Eingang zum Weinkeller
Bildquelle: Birgit Korte
In den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts wurden Umbaumaßnahmen vorgenommen. Im Weinkeller findet sich im Deckengewölbe ein Stein mit den Initialen J. G. H. und der Jahreszahl 1909. Im Zugang zum Keller steht allerdings die ältere Jahreszahl 1737 oder 1787 mit den Initialen IGB oder IGC, ein Hinweis auf einen früheren Besitzer. Demnach könnte der ursprüngliche Keller zu Beginn des 20. Jahrhunderts renoviert oder ausgebaut worden sein. Das Wohnhaus an der Ecke von Obergasse und Mainzer Straße entstand 1911 in seiner heutigen Form.
Ebersheimer Dreschmaschine; die Dreschmaschine im Hintergrund wurde über einen Transmissionsriemen von dem Traktor im Vordergrund angetrieben
Bildquelle: Wolfgang Ackermann
Neben dem Wohnhaus verfügte das Anwesen über zahlreiche Wirtschaftsgebäude. Im Hof in der Obergasse gab es vorne links einen Schweinestall, dahinter lagen Mistkaut und Puddelkaut (Misthaufen und Jauchegrube). In der Scheune links vom Hof wurden die Getreidegarben eingelagert und im frühen Winter – nach Beendigung der Weinlese – gedroschen. Das Roggenkorn wurde mit der Hand (Dreschflegel) aus den Ähren gelöst, um die Halme für das Binden der Reben im folgenden Jahr zu erhalten. Die übrigen Getreidesorten wurden durch eine Dreschmaschine im Lohnverfahren gedroschen.
In den rückwärtig im Hof gelegenen Wirtschaftsgebäuden befanden sich ein großer Kuhstall und ein Pferdestall sowie weitere Räume zur Lagerung von Feldfrüchten und Viehfutter. In der Mainzer Straße schließt sich nördlich an das Wohnhaus das frühere Kelterhaus an. Hier wurden auch die neuen Weine abgefüllt. Unter diesem Gebäudeteil liegt der frühere Weinkeller. Im ersten Stock über dem Kelterhaus wurde das gedroschene Korn getrocknet und gelagert, bevor es nach Mommenheim in die Mühle kam.
In den rückwärtig im Hof gelegenen Wirtschaftsgebäuden sind noch wesentliche Teile einer Transmissionsanlage erhalten geblieben, die aus der Zeit des frühen 20. Jahrhunderts stammen dürfte. Mit einer solchen Anlage konnten über einen zentralen Motor über Lederbandriemen unterschiedliche Maschinen einzeln oder parallel angetrieben werden, die über keinen eigenen Antrieb verfügten. Die Kraft des Transmissionsmotors (schwarzer Kasten Bildmitte unten, elektrischer Antrieb) wurde über einen Transmissionsriemen auf das große Rad und die quer verlaufende schwarze Welle übertragen. Die daraufhin rotierende Welle hat über weitere Transmissionsräder und entsprechende Riemen ihrerseits wiederum Maschinen, z. B. einen Rübenschnitzler, eine Kreissäge oder die Jauchepumpe, angetrieben.
Der stattliche Hof hat seinerzeit zu den großen landwirtschaftlichen Betrieben in Harxheim gehört. So wird er auch in den von Pfarrer Würth zwischen 1909 und 1920 getätigten Aufzeichnungen in der evangelischen Gemeindechronik mehrfach erwähnt. Im ersten Weltkrieg wurden hier – wie auch in anderen Höfen in Harxheim – russische Kriegsgefangene zur Arbeit eingesetzt. After the end of the war, the French officers appreciated the prestigious space in the residence and used the dining room for their soups.
Inzwischen ist das landwirtschaftliche Leben auf dem Hof erloschen. Das Weingut wurde zu Beginn der 1970er Jahre verpachtet. Um die Jahrtausendwende wurden ein Teil des Wohngebäudes und der Wirtschaftsgebäude zu Wohnzwecken liebevoll um- und ausgebaut.
References:
Gespräche mit Dr. Günter und Sigrid Happel